Das Beziehungsrettungsboot
Ich weiß nicht, wie oft ich es schon in meinem Blog erwähnt habe, ich denke oft, ahhh, eher sehr oft. Nun wurde es einmal Zeit, dass das Beziehungsrettungsboot seinen ganz eigenen Artikel erhält.
Ich sehe es immer wieder, die letzten Beziehungsscherben noch nicht einmal aufgefegt, geht es sofort auf die Suche nach einen neuen Partner. Ich nenne das ganz gerne das Beziehungsrettungsboot. Der Kahn ist noch nicht ganz abgesoffen, aber in ziemlich befindlicher Schräglage. Da vVersucht einer noch verzweifelt, das Schiff irgendwie über Wasser zu halten und der andere springt schon von Bord. Am besten direkt ins nächste Rettungsboot.
Böse Zungen würden jetzt sagen: “Ratten verlassen als erstes das sinkende Schiff.” Aber sind wir mal ehrlich, jeder hat das Recht eine Beziehung zu beenden. Egal wie lange man zusammen ist oder was man gemeinsam durchgemacht hat. Wenn man in einer Partnerschaft nicht mehr glücklich ist, sie einen nur noch stresst und die Liebe zum anderen irgendwie abhanden gekommen ist, darf man ruhigen Gewissens von Bord gehen und ins kalte, nasse Wasser springen. ABER NICHT sofort ins NÄCHSTE BEZIEHUNGSRETTUNGSBOOT!
Das Beziehungsrettungsboot: Achtung, Schiffbruch voraus …
Das Modell Beziehungsrettungsboot hält einen zwar über Wasser, aber früher oder später geht die Luft raus. Zudem zieht einen der Sog des sinkenden anderen Kahns ebenfalls mit hinunter, es kostet so viel Kraft und Nerven dem entgegenzuwirken auch wenn man wieder zu zweit ist.
Manchmal in den Weiten des Singledaseins treffen zwei gerade Ertrinkende aufeinander. Sie halten sich gemeinsam eine Weile über Wasser, bis irgendwann dann doch die Kräfte schwinden und man sich gegenseitig hinunterzieht. Das Ganze findet oft ein schnelles Ende, von Stürmen ganz zu schweigen.
Ja, klar … es ist die gaaaaanz große Liebe … total egal, wenn es auch schon die zwölfte in diesem Jahr ist. Nein, dieses Mal muss es klappen! Ein wenig überspitzt, aber wer kennt sie nicht – die gestern noch “Single” gepostet haben und eine Woche später auf “In einer Beziehung” aktualisieren.
Besonders amüsant das Verhalten in Singlegruppen. Mit großem Trarara, Pauken und Trompeten zelebrieren sie ihr neu gefundenes Glück, der Abschiedspost ist mit einem Wir-sind-so-happy-zu-zweit-Foto dekoriert, damit es auch gewiss die erwünschte Aufmerksamkeit erzielt. Ein paar Wochen später: “Hey, ich bin wieder da und suche jemanden …”
Ein Ersatz muss her!
Gerade getrennt oder vielleicht kurz vor Schluss! Bloß nicht alleine sein und um den Schmerz und das tiefe schwarze Loch zu umgehen, welches immer nach einer Trennung auf einen wartet, wird umgehend nach einem Lückenfüller Ausschau gehalten. Der nahtlose Übergang ohne sich auch nur ansatzweise die Füße nasszumachen wird von einigen dann doch bevorzugt.
Die Alternative …
Ganz ehrlich, die Alternative ist nicht angenehm und ich werde sie auch nicht beschönigen. Ehrlich gesagt ist die ganz schön scheiße, also so richtig scheiße … Schmerz & tiefes schwarzes Loch – AHOI. Man macht sich nicht nur die Füße nass, nein, man geht unter und das immer wieder. Gerade, wenn man es an die Oberfläche geschafft hat und ein wenig durchatmen konnte, kommt die nächste Welle und zieht einen wieder nach unten. Es ist ein Kampf … ein Kampf mit sich selbst, man starrt in den Abgrund, teilweise in den eigenen. Sämtliche Probleme und Erinnerungen brechen wie ein Tsunami über einen herein. Ich weiß, dass ist hart, aber der einzige Weg, um die Vergangenheit wirklich hinter sich zu lassen. Letztendlich hat es mehr Vor- als Nachteile:
- man gewinnt an Stärke.
- die Vergangenheit kann man gemeinsam mit der Traurigkeit verarbeiten.
- man kommt sich selber ein ganzes Stück näher.
- man lernt alleine zu überleben.
- die nächsten Stürme kann man besser ertragen.
- Neustart
Ich kann jeden verstehen, der lieber den einfacheren Weg geht, aber ob es auf lange Sicht der bessere Weg ist, mag ich bezweifeln. Jemand, der von einer Beziehung in die nächste hüpft, fängt nicht von vorne an, sondern macht da weiter, wo er aufgehört hat, nur mit einer anderen Person. In Begleitung – die alten Probleme und der gleiche Kurs – volle Kraft voraus … und Eisberg in Sicht … ups!
Kurz auch VERDRÄNGUNG genannt.
NEIN, man kann sieben Jahre nicht in drei Monaten verarbeiten, geschweige denn sich innerhalb dieser drei Monate selber finden. UNMÖGLICH.
Achtung, Schiffbruch voraus …
Ich bin weder ein Beziehungsrettungsboot – die sollen sich alle erst einmal schön selber helfen. Noch bin ich auf der Suche nach einem Beziehungsrettungsboot – ich helfe mir selber. Denn als Beziehungsbrüchige gehe ich erst einmal erhobenen Hauptes tauchen. Später lasse ich mich mit den Wellen treiben, surfe ans Land und baue mich selber wieder auf. Ees nicht mein Bestreben, mit einer anderen Person an meiner Seite ein ähnliches Ende zu nehmen, wie das vorige. Also nutze ich die Singlezeit, wieder klar zu kommen mit mir und der Welt, dem Schmerz der vergangenen Tage eine Chance auf Heilung zu geben, abzuschließen und wieder richtig zu leben.
Anstatt für jemanden das Rettungsboot zu sein, genieße ich meinen (alkoholfreien) Cocktail als Single am Strand. Nach der harten Arbeit hat man es sich auch verdient. Prost.
Also ihr Lieben lasst Euch Zeit, regeneriert Euch, verarbeitet die Trennung und dafür nutzt ihr die Singlezeit ;)
Wer den Artikel noch nicht kennt: 10 VORTEILE DER SINGLEZEIT
Sehr aufschlussreich ebenfals sind die Phasen des Liebeskummers, es gibt keine Abkürzung, da müssen wir alle durch:
Liebeskummer – erste Phase: VERDRÄNGUNG
Liebeskummer – zweite Phase: AUFBRECHENDE GEFÜHLE
Liebeskummer – dritte Phase: LANGSAME NEUORIENTIERUNG
Liebeskummer – vierte Phase: NEUE ORDNUNG
Man merkt schon … drei Monate ist echt knapp gemessen sich in dieser Zeit selber zu finden … Die meisten BEZIEHUNGRETTUNGSBOOTE stecken in der ersten Phase fest – VERDRÄNGUNG – optimale Zeit zum Regenerieren sind drei Jahre!